Lean Management in Produktionsunternehmen einsetzen: Grundlagen, Vorteile und Beispiele
Lean Management ist eine unternehmensweite Strategie zur Prozessoptimierung durch Reduzierung von Verschwendung und kontinuierlicher Verbesserung von Abläufen. Anders als die klassische Betriebswirtschaftslehre maximiert Lean Management den Unternehmensgewinn also rein über Kostenminimierung.
Im Gegensatz zum klassischen Lean Manufacturing (auch Lean Production), das sich hauptsächlich auf die Produktion konzentriert, erstreckt sich Lean Management auf das gesamte Unternehmen, einschließlich Verwaltung, Logistik und Service.
Kern des Lean Managements ist die Verschwendungsreduktion (Muda). Verschwendung umfasst alle Aktivitäten, die Ressourcen verbrauchen, jedoch keinen direkten Mehrwert für den Kunden schaffen. Diese nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten können in Form von Überproduktion, Wartezeiten, unnötigem Transport oder Überbearbeitung auftreten.
Die Prinzipien des Lean Managements bilden die Grundlage für seine methodische Umsetzung. Dazu gehören die Stabilisierung der Prozesse, der Aufbau eines kontinuierlichen Flusses, die Taktung der Produktion nach Kundennachfrage, das Pull-Prinzip, bei dem nur auf Abruf produziert wird, und die Perfektion, also die ständige Optimierung. Standards spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie für wiederholbare und effiziente Prozesse sorgen. Das Konzept der kontinuierlichen Verbesserung (Kaizen) sichert den langfristigen Erfolg, indem es eine fortlaufende Optimierung aller Abläufe fördert.
Lean Management ist vielseitig anwendbar und hat sich insbesondere in der Fertigung und Montage etabliert. In der Fertigung manifestieren sich Lean-Prinzipien in der Automatisierung und präzisen Prozesskontrolle. Die Gesamtanlageneffektivität (OEE) und die vorbeugende Instandhaltung (TPM) spielen dabei eine entscheidende Rolle, um die Verfügbarkeit und Effizienz der Anlagen zu maximieren. Auch neue Technologien wie Industrie 4.0 werden in Kombination mit Lean-Prinzipien eingesetzt, um die Digitalisierung der Produktion voranzutreiben.
In diesem Artikel führen wir als erfahrener und erfolgreicher Produktionsbetrieb in die Grundlagen, Prinzipien, Methoden des Lean Managements ein und zeigen Beispiele aus der Praxis.
Was ist Lean Management?
Lean Management bezeichnet eine unternehmensweite Strategie zur Optimierung von Prozessen durch die Reduzierung von Verschwendung und Steigerung der Effizienz.
Der Fokus liegt auf der Schaffung von Mehrwert für den Kunden bei minimalem Ressourceneinsatz.
Ursprünglich aus der Lean Production, einem Produktionssystem von Toyota, hervorgegangen, werden die Prinzipien von Lean inzwischen in verschiedenen Unternehmensbereichen, wie der Montage oder der Fertigung, angewendet.
Die zentralen Ziele von Lean Management umfassen die Verbesserung von Qualität, die Verkürzung von Lieferzeiten und die Reduktion von Kosten.
Ein praktisches Beispiel für die Anwendung von Lean Management in der Produktion ist die Optimierung von Flüssigkeitsabfüllprozessen, einem Hauptthema in der Anlagenentwicklung von GREIF-VELOX.
Flüssigkeitsabfüllanlagen von GREIF-VELOX sind so konzipiert, dass sie verschiedene Gebindearten wie Kanister, Fässer und IBCs mit einer breiten Palette von Flüssigkeiten – von wässrig bis hochviskos – effizient befüllen.
Durch Unterspund-, Überspiegel- und Unterspiegelabfüllung wird nicht nur die Genauigkeit der Abfüllung gewährleistet, sondern auch der Prozessfluss standardisiert und optimiert. Dies reduziert unnötige Arbeitsschritte und stellt sicher, dass die Produktionszeit sowie der Ressourceneinsatz minimiert werden, was also nichts anderes als eine Minimierung von Verschwendung meint.
Was ist der Unterschied zu Lean Manufacturing System (Lean Production)?
Lean Management und das Lean Manufacturing System (auch als Lean Production bekannt) stammen beide aus dem Toyota-Produktionssystem, sind jedoch in ihrem Anwendungsbereich unterschiedlich.
Lean Production konzentriert sich hauptsächlich auf verschwendungsfreie Prozesse in der Produktion. Das Ziel ist die Organisation der Abläufe nach den Prinzipien Stabilisierung, Fluss, Takt, Pull und Perfektion, um eine hohe Produktqualität, kurze Lieferzeiten und geringe Kosten zu erreichen.
Lean Management dagegen ist eine ganzheitliche Unternehmensstrategie, die über die Produktion hinausgeht. Sie umfasst nicht nur die Fertigung, sondern auch Bereiche wie Verwaltung, Logistik und Service.
Der wesentliche Unterschied besteht demnach darin, dass Lean Management strategischer ausgerichtet ist, indem es die Unternehmenskultur und die kontinuierliche Verbesserung über alle Unternehmensprozesse hinweg integriert. Lean Production bleibt dagegen fokussiert auf die optimale Gestaltung von Produktionsprozessen.
Welchen konzeptionellen Ansatz verfolgt Lean Management?
Lean Management zielt darauf ab, Verschwendung in allen Unternehmensprozessen zu eliminieren und die Effizienz zu maximieren, wodurch sie sich vom Ansatz in der klassischen Betriebswirtschaftslehre unterscheidet.
Im Lean Management werden die Kundenbedürfnisse konsequent in den Mittelpunkt gestellt. Verschwendung (japanisch: Muda) bezeichnet dabei alle Tätigkeiten, die keinen direkten Mehrwert für den Kunden schaffen, aber Ressourcen verbrauchen.
Das Konzept Verschwendung
Im Lean Management steht Verschwendung für jede Aktivität, die Ressourcen verbraucht, jedoch keinen direkten Mehrwert für den Kunden schafft.
Diese Arten der Verschwendung werden als die sieben klassischen Verschwendungsarten definiert: Überproduktion, Wartezeiten, Transport, unnötige Bewegungen, fehlerhafte Produkte, Überbearbeitung und Bestände.
Das Ziel von Lean ist es, diese nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten konsequent zu reduzieren oder zu eliminieren, um den Ressourceneinsatz zu optimieren und die Prozesse effizienter zu gestalten.
Das Konzept Kunde
Im Mittelpunkt von Lean Management steht der Kunde (Kansei), dessen Bedürfnisse die Grundlage aller Aktivitäten bilden.
Wertschöpfung bedeutet, genau das zu tun, was der Kunde als wertvoll betrachtet. Dieses Vorgehen erfordert ein tiefes Verständnis der Kundenanforderungen und eine flexible Produktion, die sich auf die Nachfrage ausrichtet.
Verschwendungen, die keine direkte Kundennachfrage bedienen, müssen daher vermieden werden. So wird durch den Fokus auf den Kunden nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch die Kundenzufriedenheit langfristig gesichert.
Wie unterscheidet sich das Konzept des Lean Managements von der klassischen Betriebswirtschaftslehre?
Lean Management und Betriebswirtschaftslehre verfolgen ähnliche Ziele, jedoch auf unterschiedlichen Wegen. Während die klassische Betriebswirtschaftslehre die Gewinnmaximierung über höhere Preise oder eine höhere Absatzmenge anstrebt, fokussiert sich Lean auf Kostenreduktion durch die Minimierung von Verschwendung.
Der Preis und die Menge werden vom Markt bestimmt, sodass die Senkung der Kosten durch effizientere Prozesse im Vordergrund steht. Dieser Ansatz ermöglicht es, trotz unveränderter Preise und Mengen den Gewinn nachhaltig zu steigern.
Lean Management Prinzipien: Mit diesen Schritten Verschwendung in Unternehmen reduzieren
Um das oberste Lean-Ziel, also Verschwendung in Unternehmen zu eliminieren und damit die Effizienz der Wertschöpfungskette zu steigern, zu erreichen, folgt das Lean Management bei der Implementierung in ein Unternehmen verschiedenen Lean-Prinzipien. Diese werden nacheinander im Unternehmen umgesetzt.
Nach den folgenden sieben Prinzipien wird Lean Management in Unternehmen eingeführt:
1. Stabilisierung: Prozesse sollen stabil und störungsfrei laufen, um Schwankungen und ineffiziente Abläufe zu vermeiden
2. Fluss: Materialien und Informationen sollen kontinuierlich und ohne Unterbrechungen durch die Prozesse fließen
3. Takt: Die Produktion wird an die tatsächliche Kundennachfrage angepasst, um Überproduktion zu vermeiden
4. Pull: Produkte und Dienstleistungen werden erst auf Abruf, also nach Bedarf, produziert
5. Perfektion: Ständige Verbesserung (Kaizen) ist das übergeordnete Ziel, um Prozesse kontinuierlich zu optimieren
6. Standardisierung: Ein hoher Standardisierungsgrad der Prozesse bildet die Basis für gleichbleibende Qualität und Effizienz
7. Kontinuierliche Verbesserung: Kaizen sorgt dafür, dass jeder Schritt im Unternehmen regelmäßig hinterfragt und verbessert wird
Stabilisierung
Eine der zentralen Herausforderungen im Lean Management ist die Stabilisierung von Prozessen, da nur stabile Abläufe langfristig effizient und verschwendungsfrei gestaltet werden können. Instabilitäten, die durch Schwankungen, Ausfälle oder ineffiziente Prozessschritte verursacht werden, führen zu höheren Kosten, längeren Durchlaufzeiten und erhöhter Verschwendung.
Dies sind die drei Hauptfaktoren, die die Stabilität eines Prozesses beeinträchtigen:
1. Verschwendung (Muda): Verschwendungen verursachen Ineffizienzen und behindern den reibungslosen Ablauf der Prozesse. Zu den klassischen Arten von Muda zählen Überproduktion, unnötige Transportwege und Wartezeiten. Die Vermeidung von Verschwendung ist daher ein wesentliches Ziel in der Stabilisierung.
2. Inflexibilität: Inflexibilität tritt auf, wenn ein System nicht in der Lage ist, sich schnell an Veränderungen in der Nachfrage oder an unvorhergesehene Störungen anzupassen. Dies zeigt sich oft in starren Produktionssystemen, die schwer umzustellen sind, oder in Anlagen, die nur für hohe Produktionsmengen ausgelegt sind und bei geringerer Auslastung ineffizient werden. Um Stabilität zu gewährleisten, müssen Unternehmen flexible Arbeitsmodelle und Produktionsanlagen schaffen, die auch bei wechselnden Anforderungen effizient bleiben.
3. Variabilität: Variabilität entsteht durch Schwankungen in den Prozessabläufen, wie zum Beispiel bei unterschiedlichen Bearbeitungszeiten, manuellen Eingriffen oder ungleichmäßiger Materialversorgung. Abweichungen vom Standard führen zu Verzögerungen und beeinträchtigen den Produktionsfluss. Variabilität kann reduziert werden, indem Standards konsequent eingehalten und kontinuierlich verbessert werden. Wichtig ist, dass die Prozesse so gestaltet sind, dass sie auch bei unvorhergesehenen Ereignissen verlässlich arbeiten.
Fluss
Das Prinzip des Flusses im Lean Management zielt darauf ab, dass Produkte, Informationen und Materialien kontinuierlich und ohne Unterbrechung durch den gesamten Produktionsprozess fließen. Dieser kontinuierliche Fluss minimiert Durchlaufzeiten, reduziert Bestände und eliminiert unnötige Wartezeiten.
Ein Beispiel für die Umsetzung der Lean-Management-Prinzipien ist die Integration von Full-Line-Abfüllanlagen im Bereich der Flüssigkeitsabfüllung. Flüssigkeitsabfüllanlagen von GREIF-VELOX vereinen mehrere Schritte eines Produktionsprozesses in einer durchgängigen, automatisierten Lösung. Dazu zählen die Bereitstellung der Gebinde, die präzise Abfüllung, das automatische Öffnen und sichere Verschließen sowie die anschließende Lagerung und Transportsicherung der abgefüllten Produkte.
Durch diese nahtlose Integration der Prozessschritte wird das Lean-Prinzip des kontinuierlichen Flusses realisiert: Produktionsunterbrechungen, wie das manuelle Umsetzen von Gebinden oder zeitaufwendige Qualitätskontrollen, werden durch Automatisierung vermieden.
Zusätzlich wird das Prinzip der Verschwendungsreduktion angewendet, da die Anlagen durch Echtzeitsteuerung und präzise Dosierung sowohl Stoffverluste als auch überflüssige Arbeitszeiten minimieren.
Für einen optimalen Fluss müssen die Produktionsprozesse stabil und standardisiert sein, da selbst geringe Abweichungen zu Unterbrechungen führen. Besonders wichtig ist dabei die Reduzierung der Losgrößen.
Ein weiterer zentraler Faktor für den Fluss ist das Layout der Produktion. Hierbei spielt die Minimierung von Transportwegen eine Schlüsselrolle. Ein U-förmiges Layout, wie es häufig in Lean-Fabriken eingesetzt wird, reduziert Transportwege, indem der Materialfluss auf kürzeste Strecken beschränkt wird: Materialien werden gezielt dort bereitgestellt, wo sie unmittelbar benötigt werden, was den gesamten Prozess effizienter gestaltet. Ein solches Layout ermöglicht auch eine bessere Übersicht über den Produktionsstatus und erhöht die Transparenz der Abläufe.
Takt
Das Takt-Prinzip im Lean Management bezieht sich auf den Rhythmus, in dem Produkte hergestellt werden, um die Kundennachfrage zu erfüllen. Der Kundentakt (Taktzeit) gibt dabei vor, in welchen Zeitabständen ein Produkt die Fertigung verlassen soll.
Durch die genaue Berechnung des Kundentakts kann die Produktion stabil und vorhersehbar organisiert werden. Dieser Prozess sorgt dafür, dass die Fertigung nicht schneller oder langsamer als nötig erfolgt, wodurch Wartezeiten, Überproduktion und unnötige Bestände vermieden werden. Ein optimaler Takt ermöglicht eine gleichmäßige Auslastung der Arbeitsstationen und eine kontinuierliche Materialversorgung.
Pull
Das Pull-Prinzip ist ein zentraler Baustein im Lean Management, der darauf ausgerichtet ist, dass Produktion und Materialfluss ausschließlich auf Basis der tatsächlichen Kundennachfrage erfolgen.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Push-Systemen, bei denen auf Vorrat produziert wird, wird beim Pull-Prinzip nur produziert, wenn ein Auftrag oder Bedarf vorliegen. Dadurch werden Überproduktion und unnötige Bestände vermieden.
Durch die Implementierung des Pull-Prinzips können Unternehmen Durchlaufzeiten und Bestände drastisch reduzieren und gleichzeitig sicherstellen, dass sie flexibel auf Schwankungen in der Nachfrage reagieren. Zudem wird die Transparenz im Produktionsprozess erhöht, da jeder Produktionsschritt auf dem tatsächlichen Bedarf basiert.
Perfektion
Im Lean Management strebt das Prinzip der Perfektion an, dass alle Prozesse kontinuierlich verbessert werden, um fehlerfreie Produkte und Dienstleistungen zu liefern.
Perfektion bedeutet, dass kein Schritt im Produktionsprozess unnötige Verschwendung erzeugt und keine Fehler in nachfolgende Prozessschritte übergeben werden. Ziel ist es, nicht durch nachträgliche Qualitätsprüfungen Fehler zu finden, sondern durch einen perfekten Prozess von Beginn an Null-Fehler-Produkte herzustellen.
Standardisierung
Im Lean Management spielt die Standardisierung eine Schlüsselrolle, um stabile und wiederholbare Prozesse zu schaffen.
Standards legen die effizienteste und sicherste Art und Weise fest, eine Tätigkeit auszuführen. Sie bilden die Grundlage für eine hohe Prozesssicherheit und gleichbleibende Qualität. Dabei werden Standards nicht als unveränderliche Normen betrachtet, sondern als dynamische Vorgaben, die kontinuierlich verbessert werden können.
Der Standard in einem Prozess ist immer der beste, aktuell bekannte Weg, die gewünschte Leistung zu erbringen, und dient als Basis für Schulungen und kontinuierliche Verbesserungen (Kaizen).
Ein wesentliches Ziel der Standardisierung ist es, Prozesse von Personen unabhängig zu machen, sodass Ergebnisse konsistent und zuverlässig erreicht werden, unabhängig davon, wer die Arbeit ausführt. Dies reduziert Fehler und Schwankungen, die auftreten könnten, wenn Arbeitsmethoden variieren. Standardisierte Prozesse verbessern zudem die Schnittstellen zu anderen Abteilungen und ermöglichen eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen.
Darüber hinaus dient die Standardisierung als Basis für die Problemlösung. Indem ein klar definierter Standard existiert, lassen sich Abweichungen leicht identifizieren und gezielt beheben. Ohne diese klaren Vorgaben ist es schwieriger, Fehlerquellen zu erkennen und Verbesserungsmaßnahmen einzuleiten.
Ein Beispiel für den Nutzen von Standards ist der Schichtwechsel: Wenn Arbeitsvorgänge nicht klar beschrieben sind, führt dies zu Verzögerungen und potenziellen Fehlern, die durch standardisierte Übergabeprozesse vermieden werden können.
Standards werden in verschiedenen Bereichen angewendet, wie zum Beispiel in Arbeitsabläufen, Maschineneinstellungen und Materialbereitstellung. Diese Standards sind nicht nur Dokumentationen, sondern werden in Trainings regelmäßig geschult und in der Praxis überwacht, um die Einhaltung sicherzustellen. So können Unternehmen nicht nur die Qualität sichern, sondern auch die Effizienz und Sicherheit in der Produktion kontinuierlich steigern.
Kontinuierliche Verbesserung
Im Lean Management bildet die kontinuierliche Verbesserung (KVP) das Fundament für langfristigen Erfolg. Die KVP basiert auf der japanischen Philosophie Kaizen, was so viel wie „Veränderung zum Besseren“ bedeutet.
Das Ziel ist es, die Prozesse kontinuierlich in kleinen Schritten zu optimieren, anstatt auf radikale Änderungen zu setzen. Dies erfordert ein tägliches Engagement der Mitarbeiter, da sie selbst aktiv zur Verbesserung ihrer Arbeitsabläufe beitragen.
Ein wichtiger Unterschied zwischen KVP und anderen Optimierungsansätzen liegt darin, dass der KVP auf möglichst ressourcenschonende Verbesserungen abzielt. Jede Verbesserung sollte zu einer effizienteren Nutzung von Arbeitskraft, Zeit oder Material führen, ohne zusätzlichen Aufwand zu verursachen. Kaizen wird dabei nicht als bloßes Vorschlagswesen verstanden, sondern als integraler Bestandteil der täglichen Arbeitsphilosophie, bei der die Mitarbeiter proaktiv an der Verbesserung ihrer Arbeitsprozesse beteiligt sind.
Zwei Formen des KVP werden unterschieden: Point-Kaizen und System-Kaizen. Point-Kaizen bezieht sich auf Verbesserungen an einzelnen Prozessstationen und fokussiert sich auf konkrete Probleme, wie zum Beispiel die Reduzierung von Verschwendung an einem Arbeitsplatz.
System-Kaizen hingegen betrifft die ganzheitliche Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette und wird meist durch Experten durchgeführt. Beide Ansätze sind notwendig, um das volle Potenzial der kontinuierlichen Verbesserung auszuschöpfen.
Mit welchen Methoden ist Lean Management systematisch umzusetzen?
Jedes Lean-Management-Prinzip wird durch die Anwendung gezielter Lean-Methoden in die Praxis umgesetzt. Für jede der sieben genannten Lean-Prinzipien gibt es unterschiedliche Methoden. Ergänzt werden diese durch Lean-Methoden zur Wertstromoptimierung.
Bei den acht Methoden des Lean Managements handelt es sich um:
1. Lean-Methoden für stabile Prozesse (Stabilisierung)
2. Lean-Methoden für eine fließende schlanke Produktion (Fluss)
3. Lean-Methoden für gleichtaktige Prozesse (Takt)
4. Lean-Methoden zur Umstellung auf Pull-Produktion (Pull)
5. Lean-Methoden für optimale Wertströme und Materialströme
6. Lean-Methoden zum Erreichen einer fehlerlosen Produktion (Perfektion)
7. Lean-Methoden zur Stabilisierung der perfekten Produktion (Standardisierung)
8. Lean-Methoden zur kontinuierlichen Verbesserung
Lean-Methoden für stabile Prozesse (Stabilisierung)
Die Stabilisierung von Prozessen ist entscheidend, um eine gleichbleibende Effizienz und Qualität sicherzustellen. Unstabile Prozesse führen zu Schwankungen, Verzögerungen und zusätzlichen Kosten. Um dies zu vermeiden, kommen im Lean Management folgende fünf Methoden zum Einsatz:
1. Nivellierung und Glättung (Heijunka): Diese Methode sorgt für eine gleichmäßige Auslastung der Produktion, auch bei schwankender Kundennachfrage. Durch Nivellierung wird die Produktionsmenge gleichmäßig auf den Arbeitstag verteilt, sodass Kapazitätsschwankungen vermieden und Engpässe reduziert werden. Das Ziel ist, Schwankungen und unnötige Wartezeiten zu minimieren.
2. Standardisierung: Einheitliche Prozesse und klare Arbeitsanweisungen schaffen Stabilität. Standard Operating Procedures (SOPs) gewährleisten, dass alle Arbeitsschritte einheitlich durchgeführt werden, unabhängig davon, wer sie ausführt. Dies reduziert Fehler und Variabilität in den Prozessen.
3. 5S-Methode: Diese Methode der Arbeitsplatzorganisation (Sortieren, Setzen, Säubern, Standardisieren, Selbstdisziplin) hilft, einen sauberen und gut organisierten Arbeitsplatz zu schaffen. Dadurch werden unnötige Such- und Wartezeiten vermieden, und der gesamte Prozess wird stabiler und effizienter.
4. Total Productive Maintenance (TPM): Regelmäßige und vorausschauende Wartung der Maschinen stellt sicher, dass die Produktionsanlagen in optimalem Zustand bleiben und ungeplante Ausfälle minimiert werden. TPM bezieht die Mitarbeitenden aktiv in die Instandhaltung ein und sorgt so für eine höhere Prozesssicherheit.
5. Problemlösungszyklus (PDCA): Der Plan-Do-Check-Act-Zyklus hilft dabei, Stabilität zu schaffen, indem er die kontinuierliche Verbesserung in den Fokus rückt. Probleme werden in kleinen Schritten identifiziert, Lösungen werden implementiert und anschließend auf ihre Wirksamkeit geprüft.
Lean-Methoden für eine fließende schlanke Produktion (Fluss)
Um eine fließende Produktion zu gewährleisten, werden im Lean Management Materialien, Informationen und Produkte kontinuierlich ohne Unterbrechung durch den gesamten Produktionsprozess bewegt. Dies minimiert unnötige Wartezeiten, reduziert Bestände und sorgt für maximale Effizienz.
Vier Methoden dienen der Umsetzung des Flussprinzips:
1. Ein-Stück-Fluss (One-Piece-Flow): Hierbei wird jedes Teil einzeln durch den Produktionsprozess geführt, anstatt in großen Losgrößen zu produzieren. Der Vorteil besteht in der Fehlerfrüherkennung und darin, dass Fehler schneller behoben werden. Dies reduziert die Durchlaufzeit erheblich und minimiert die Lagerbestände. Diese Methode wird insbesondere dort angewendet, wo eine schnelle Reaktion auf Kundenanforderungen erforderlich ist.
2. Optimierung des Layouts: Ein flussorientiertes Layout reduziert Transportwege und macht den Materialfluss transparent. Prozesse werden so angeordnet, dass Produkte ohne Umwege und Verzögerungen von einer Station zur nächsten gelangen. Eine beliebte Layout-Form ist die U-förmige Anordnung, die kurze Wege und effiziente Materialbewegungen ermöglicht.
3. Losgrößenreduktion: Große Losgrößen führen oft zu langen Wartezeiten und höheren Beständen. Um den Fluss zu verbessern, wird die Losgröße so weit wie möglich reduziert, idealerweise auf den Ein-Stück-Fluss. Dies ermöglicht es, flexibler auf Nachfrageschwankungen zu reagieren und unnötige Lagerhaltung zu vermeiden.
4. Zykluszeit und Austaktung: Damit der Fluss reibungslos funktioniert, müssen die einzelnen Prozessschritte aufeinander abgestimmt werden. Die Zykluszeit jeder Station wird so angepasst, dass sie dem Gesamttakt des Produktionssystems entspricht, wodurch Engpässe vermieden werden. Diese gleichmäßige Austaktung ist entscheidend für eine kontinuierliche Produktion.
Lean-Methoden für gleichtaktige Prozesse (Takt)
Das Takt-Prinzip im Lean Management orientiert sich an der Kundennachfrage und legt fest, wie schnell ein Produkt hergestellt werden muss, um die Anforderungen des Marktes effizient zu erfüllen. Die Taktzeit wird durch die verfügbare Produktionszeit und die Kundenauftragsmenge bestimmt.
Damit eine Produktion gleichmäßig im Takt abläuft, kommen vier Methoden zur Anwendung:
1. Kundentaktberechnung: Die Berechnung der Taktzeit ist der erste Schritt. Dabei wird die verfügbare Arbeitszeit durch die Anzahl der vom Kunden bestellten Einheiten geteilt. So wird eine klare Zielvorgabe für die Produktion geschaffen, um Überproduktion und Engpässe zu vermeiden.
2. Austaktung: Die Austaktung verteilt die Arbeitsschritte entlang der Produktionslinie so, dass jeder Schritt exakt innerhalb der Taktzeit abgeschlossen wird. Durch die gleichmäßige Verteilung der Aufgaben auf die einzelnen Arbeitsstationen wird sichergestellt, dass es weder zu Wartezeiten noch zu Überlastungen kommt. Dieses Vorgehen erfordert eine präzise Analyse und Anpassung der Arbeitsabläufe.
3. Engpassmanagement: Da jeder Prozess nur so schnell ist wie sein langsamster Schritt (Engpass), ist die Identifizierung und Beseitigung von Engpässen entscheidend. Methoden wie die Engpassanalyse und das kontinuierliche Monitoring der Produktionsprozesse helfen, potenzielle Schwachstellen zu erkennen und gezielt zu optimieren.
4. Visualisierung des Taktprozesses: Eine visuelle Darstellung der Austaktung, beispielsweise durch Andon-Boards, ermöglicht eine Echtzeit-Überwachung der Produktion. Dies verbessert die Transparenz und gewährleistet schnelles Eingreifen, falls es zu Abweichungen vom Takt kommt.
Lean-Methoden zur Umstellung auf Pull-Produktion (Pull)
Die Pull-Produktion stellt sicher, dass nur produziert wird, was tatsächlich vom Kunden benötigt wird. Dies reduziert Bestände und vermeidet Überproduktion. Das Pull-Prinzip basiert auf der Kundennachfrage, die den Produktionsprozess steuert.
Drei Methoden sorgen für die Einführung eines effektiven Pull-Systems:
1. Kanban: Kanban-Karten oder andere visuelle Signale steuern den Nachschub und lösen die Produktion oder den Transport von Materialien aus. Sobald Material an einer Station verbraucht ist, signalisiert eine Kanban-Karte den Bedarf für Nachschub. Dies sorgt dafür, dass nur nach tatsächlichem Bedarf produziert wird und keine unnötigen Bestände entstehen.
2. Just-in-Time (JIT): Diese Methode stellt sicher, dass Materialien und Komponenten genau in der Menge und zu dem Zeitpunkt geliefert werden, zu dem sie benötigt werden. Just-in-Time reduziert Lagerkosten und sorgt für eine hohe Flexibilität, indem es die Produktion an die reale Nachfrage anpasst. Im Gegensatz zum Push-Prinzip, bei dem auf Vorrat produziert wird, wird bei JIT genau das geliefert, was benötigt wird.
3. Schrittmacherprozess: Der Schrittmacher ist der Punkt in der Prozesskette, an dem die Kundennachfrage in die Produktion eingespeist wird. Dieser Prozess steuert das Tempo der gesamten Produktion und stellt sicher, dass die Produktion nach dem Pull-Prinzip erfolgt. Die Prozesse vor dem Schrittmacher arbeiten nach dem Pull-Prinzip, während die nachfolgenden Prozesse oft nach dem First-In-First-Out (FIFO)-Prinzip funktionieren.
Lean-Methoden für optimale Wertströme und Materialströme
Eine zentrale Aufgabe im Lean Management ist die Optimierung von Wertströmen und Materialströmen. Der Wertstrom umfasst alle Aktivitäten, sowohl wertschöpfend als auch nicht wertschöpfend, die zur Herstellung eines Produkts oder zur Erbringung einer Dienstleistung notwendig sind. Durch gezielte Analyse und Optimierung der Wertströme werden Verschwendung reduziert und Prozesse effizienter gestaltet.
Lean-Methoden zur Optimierung der Wertströme und Materialströme sind:
1. Wertstromanalyse (Value Stream Mapping): Die Wertstromanalyse ist eine zentrale Methode zur Visualisierung und Analyse von Prozessketten. Sie zeigt den aktuellen Zustand eines Prozesses auf (Ist-Zustand) und identifiziert nicht-wertschöpfende Aktivitäten, die als Verschwendung gelten. Durch die Erstellung eines Soll-Wertstroms wird ein zukünftiges Zielbild gezeichnet, das die Basis für die Optimierung bildet. Der Soll-Wertstrom hilft dabei, Maßnahmenpläne zu erstellen und gezielte Verbesserungen einzuleiten, um Material- und Informationsflüsse zu verbessern.
2. Gestaltung des Materialflusses: Der Materialfluss wird idealerweise durch ein flussorientiertes Layout unterstützt, bei dem die Materialien ohne Umwege und Verzögerungen direkt an die erforderlichen Arbeitsstationen gelangen. Dies vermeidet unnötige Transporte und minimiert Durchlaufzeiten. In der Praxis werden häufig U-förmige Layouts verwendet, die kurze Transportwege und bessere Übersichtlichkeit bieten.
3. Bestands- und Losgrößenreduktion: Hohe Bestände und große Losgrößen führen zu langen Durchlaufzeiten und binden Kapital. Durch die Reduzierung der Losgrößen und die Einführung von Just-in-Time-Lieferungen wird der Materialstrom gestrafft. Kleinere Losgrößen führen zu einer schnelleren Reaktionsfähigkeit auf Veränderungen der Kundennachfrage und sorgen so für mehr Flexibilität in der Produktion.
4. Kontinuierliche Flussoptimierung: Nach der Aufnahme des Ist-Wertstroms werden Kaizen-Blitze verwendet, um Schwachstellen und Verschwendungen in den Materialströmen aufzudecken. Diese Blitze markieren Bereiche, die dringend verbessert werden müssen, wie unnötige Bestände, zu lange Transportwege oder Engpässe. Die Umsetzung der Verbesserungen erfolgt in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess, um den Flussgrad und die Effizienz der Produktion nachhaltig zu steigern.
Lean-Methoden zum Erreichen einer fehlerlosen Produktion (Perfektion)
Lean Management bedeutet indirekt auch, eine fehlerlose Produktion zu erreichen, bei der keine Nacharbeit oder Korrektur erforderlich ist. Diese Null-Fehler-Produktion wird durch vier Methoden sichergestellt, die Fehlerquellen eliminieren und die Qualität der Prozesse kontinuierlich verbessern:
1. Jidoka-Prinzip: Beim Jidoka wird die Automatisierung mit menschlicher Kontrolle kombiniert. Maschinen stoppen automatisch, wenn ein Fehler erkannt wird, und der Prozess wird erst fortgesetzt, wenn das Problem behoben ist. Diese Methode verhindert, dass fehlerhafte Produkte in den nächsten Prozessschritt gelangen, und fördert die sofortige Problembehebung.
2. Poka Yoke: Poka Yoke bezeichnet die Fehlervermeidung durch technische oder prozessuale Maßnahmen, die das Auftreten von Fehlern unmöglich machen. Beispiele hierfür sind Vorrichtungen oder Mechanismen, die sicherstellen, dass Bauteile nur in der richtigen Ausrichtung montiert werden können. Diese Methode trägt entscheidend dazu bei, menschliche Fehler zu verhindern und die Prozesssicherheit zu erhöhen.
3. Andon-System: Dieses visuelle Alarmsystem signalisiert sofort, wenn in der Produktion ein Problem auftritt. Andon-Boards zeigen in Echtzeit an, wo und welche Fehler passiert sind, und fordern Unterstützung an. So kann schnell auf Fehler reagiert und deren Auswirkungen minimiert werden.
4. Erst-Durchlauf-Quote (First Pass Yield, FTY): Diese Kennzahl misst den Anteil der Produkte, die ohne Nacharbeit den gesamten Produktionsprozess durchlaufen. Ein hoher FTY-Wert ist ein Indikator für eine fehlerfreie Produktion. FTY ist Teil der kontinuierlichen Qualitätskontrolle und identifiziert Schwachstellen im Prozess frühzeitig.
Lean-Methoden zur Stabilisierung der perfekten Produktion (Standardisierung)
Die Standardisierung ist eine zentrale Methode im Lean Management, um stabile und fehlerfreie Prozesse zu gewährleisten. Durch klar definierte Standards wird sichergestellt, dass Prozesse gleichbleibend und effizient ablaufen, unabhängig davon, wer die Arbeit ausführt.
Diese vier Methoden sichern eine stabile und qualitativ hochwertige Produktion:
1. 5S-Methode: Die 5S-Methode (Sortieren, Setzen, Säubern, Standardisieren, Selbstdisziplin) sorgt für Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz. Sie stellt sicher, dass alle Werkzeuge und Materialien systematisch organisiert sind, was nicht nur die Produktivität steigert, sondern auch Fehlerquellen minimiert. Ein ordentlicher Arbeitsplatz ist eine wesentliche Grundlage für die Einhaltung von Standards.
2. Standardarbeitsanweisungen (SOPs): Diese detaillierten Arbeitsanweisungen legen den besten bekannten Weg zur Ausführung einer Aufgabe fest. SOPs schaffen Transparenz und helfen dabei, Abweichungen und Fehler frühzeitig zu erkennen. Sie sind die Grundlage für Schulungen und tragen dazu bei, Wissen im Unternehmen zu sichern.
3. Visuelle Standards: Durch visuelle Hilfsmittel wie Andon-Boards, Markierungen und Checklisten werden die Arbeitsprozesse transparent gemacht. Dies erleichtert die Überwachung der Einhaltung von Standards und ermöglicht es den Mitarbeitenden, potenzielle Probleme schnell zu erkennen und zu beheben.
4. Kontinuierliche Verbesserung (Kaizen): Die kontinuierliche Verbesserung ist eng mit der Standardisierung verknüpft. Sobald ein Prozess optimiert wurde, wird der neue, verbesserte Prozess standardisiert, um den erreichten Fortschritt zu sichern. So entsteht ein Kreislauf, in dem Verbesserungen dauerhaft in die Arbeitsweise integriert werden.
Lean-Methoden zur kontinuierlichen Verbesserung
Die kontinuierliche Verbesserung (Kaizen) ist ein zentrales Lean-Prinzip, das einfordert, Prozesse und Arbeitsabläufe schrittweise zu optimieren. Kaizen betont kleine, inkrementelle Veränderungen, die fortlaufend stattfinden und sich langfristig signifikant auf die Effizienz auswirken.
Es gibt vier Methoden, die diesen Verbesserungsprozess systematisch umsetzen:
1. PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act): Der PDCA-Zyklus ist das grundlegende Werkzeug zur strukturierten Durchführung von Verbesserungsprojekten. Dieser vierstufige Prozess beginnt mit der Planung einer Verbesserung (Plan), gefolgt von der Umsetzung (Do), der anschließenden Überprüfung der Ergebnisse (Check) und der Standardisierung erfolgreicher Maßnahmen (Act). Dieser iterative Ansatz stellt sicher, dass jede Veränderung auf ihre Wirksamkeit geprüft und bei Bedarf angepasst wird.
2. Kaizen-Workshops: Diese Veranstaltungen konzentrieren sich auf die Lösung spezifischer Probleme in einem festgelegten Zeitraum. Kaizen-Teams, bestehend aus Mitarbeitenden verschiedener Abteilungen, analysieren dabei Prozesse, identifizieren Verbesserungsmöglichkeiten und implementieren sofortige Lösungen. Der Vorteil solcher Workshops liegt in der Schnelligkeit und der direkten Beteiligung der Mitarbeitenden, die ihre eigenen Arbeitsabläufe verbessern können.
3. Verbesserungs-Kata: Diese Methode unterstützt die Mitarbeiterentwicklung und Problemlösungsprozesse. Dabei wird ein wiederkehrender Ablauf geübt, der sich auf das Erreichen von Zielen in kleinen Schritten konzentriert. Die Kata setzt auf eine ständige Überprüfung des Ist-Zustands, das Formulieren von Hypothesen und deren Erprobung. Dieses strukturierte Vorgehen fördert die Denkweise der Mitarbeitenden in Richtung kontinuierlicher Verbesserungen.
4. Vorschlagswesen: Mitarbeitende werden aktiv in den Verbesserungsprozess eingebunden, indem sie eigene Ideen zur Optimierung der Prozesse einreichen. Diese Ideen werden bewertet, und erfolgversprechende Vorschläge sofort getestet. Durch dieses Bottom-up-Prinzip wird das Engagement der Mitarbeitenden gestärkt und die Identifikation mit den Verbesserungszielen erhöht.
Lean Management am Beispiel des Produktionsbereichs Fertigung
Im Produktionsbereich Fertigung wird Lean Management durch eine Kombination aus Automatisierung, Effizienzsteigerung und präziser Prozesskontrolle umgesetzt. Besonders im Hinblick auf moderne Fertigungstechnologien spielen die folgenden vier Themenbereiche eine zentrale Rolle:
1. Automatisierung: In Bereichen mit monotonen, sich wiederholenden Aufgaben wird Automatisierung eingesetzt, um die Produktivität zu steigern und Fehler durch menschliche Interaktionen zu minimieren. Die Automatisierung der Produktion eignet sich besonders bei niedriger Produktvarianz und stabilen Fertigungsmengen. Allerdings birgt sie auch Herausforderungen: So müssen Maschinen regelmäßig gewartet und bei Störungen instandgesetzt werden, was die Verfügbarkeit reduziert. Zudem erfordert das Rüsten spezialisierte Kenntnisse.
2. Gesamtanlageneffektivität (OEE): Die Gesamtanlageneffektivität ist eine wichtige Kennzahl zur Messung der Effizienz von Maschinen und Anlagen. Sie erfasst den tatsächlichen Output im Vergleich zur maximal möglichen Leistung und deckt Verluste in den Bereichen Verfügbarkeit, Leistung und Qualität auf. Durch die konsequente Optimierung der OEE werden unproduktive Zeiten identifiziert und reduziert, was in eine bessere Auslastung der Produktionsanlagen resultiert.
3. Total Productive Maintenance (TPM): TPM setzt auf eine vorbeugende Instandhaltung der Maschinen, um Ausfallzeiten zu minimieren und die Lebensdauer der Anlagen zu verlängern. Es integriert die Mitarbeitenden aktiv in die Wartung, um Störungen zu erkennen und zu beheben, bevor sie zu größeren Problemen werden. Dies verbessert Verfügbarkeit und Effizienz der Produktionsanlagen.
4. Industrie 4.0: Die Digitalisierung der Fertigung bringt zusätzliche Möglichkeiten zur Optimierung. Industrie 4.0 verknüpft Maschinen, Systeme und Prozesse durch den Einsatz von Technologien wie Sensorik, Big Data und künstlicher Intelligenz. Dadurch lassen sich Echtzeit-Daten zur Überwachung und Verbesserung der Produktion nutzen. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist, dass Lean-Prinzipien wie Verschwendungsreduktion als Basis für die Einführung von Industrie 4.0 dienen. Nur so werden die technologischen Potenziale voll ausgeschöpft.
Auch in diesem Fall kann wieder ein Beispiel aus der Flüssigkeitsabfüllung mit GREIF-VELOX-Anlagen zur Veranschaulichung herangezogen werden.
Standardisierung wird durch automatisierte Verschließmechanismen und integrierte Qualitätskontrollen realisiert. Diese Prozesse sichern die Integrität des Endprodukts und eliminieren fehleranfällige manuelle Eingriffe. Beispielsweise wird bei jedem Gebinde der Verschluss automatisch überprüft, was Nacharbeiten oder potenzielle Schäden am Produkt verhindert.
Kontinuierliche Verbesserung wird durch die Nutzung von Echtzeitdaten und der Prozessüberwachung unterstützt. Die GREIF-VELOX-Flüssigkeitsabfüllanlagen erfassen und analysieren Produktionsdaten laufend, wodurch Engpässe identifiziert und die Produktion in Echtzeit optimiert werden.
Lean Management am Beispiel des Produktionsbereichs Montage
Lean Management wird im Produktionsbereich Montage durch eine Kombination von Effizienzsteigerung, Ergonomie-Optimierung und flexiblen Montagesystemen umgesetzt. Im Mittelpunkt stehen die Reduktion von Verschwendung und die Anpassungsfähigkeit an schwankende Produktionsmengen. Wichtige vier Themenbereiche sind:
1. Manuelle Tätigkeiten: Manuelle Tätigkeiten in der Montage müssen verschwendungsfrei gestaltet werden. Ein Beispiel hierfür ist das „One-Touch-Assembly“-Prinzip, bei dem die Prozesse so gestaltet werden, dass ein Produkt mit nur einem Handgriff montiert werden kann. Wiederholtes Justieren oder Prüfen entfällt dadurch. Zudem wird die Wertschöpfung durch parallele Arbeitsvorgänge erhöht, bei denen beispielsweise zwei Montagetätigkeiten gleichzeitig mit beiden Händen ausgeführt werden. Ein weiteres Prinzip zur Wegoptimierung ist das „Montagedreieck“, bei dem die nicht wertschöpfenden Bewegungen minimiert werden, indem der Materialabgriff und die Arbeit am Produkt effizient geplant sind.
2. Ergonomie: Ergonomie spielt eine zentrale Rolle, um Belastungen und Überlastungen der Mitarbeiter zu reduzieren. Ergonomische Lösungen müssen im Sinne von Lean auch kosteneffizient sein. In Unternehmen, die nach Lean-Prinzipien arbeiten, ist eine standardisierte Arbeit die Grundlage für ergonomische Arbeitsplätze. Dadurch werden unnötige Bewegungen vermieden, und die Sicherheit der Mitarbeiter wird gewährleistet. Ergonomische Verbesserungen, wie der „Raku-Raku“-Sitz bei Toyota, ermöglichen eine angenehme und effiziente Arbeitsweise.
3. Flexibles Mitarbeitermontagesystem (FMS): Ein flexibles Mitarbeitermontagesystem, oft in U-Zellen aufgebaut, ermöglicht eine gleichbleibende Produktivität, unabhängig von der Anzahl der eingesetzten Mitarbeiter. Dadurch kann auf Schwankungen in der Nachfrage flexibel reagiert werden. Ein solches System senkt die Investitionskosten und erlaubt eine flexible Kapazitätsanpassung. Innerhalb der U-Zellen wechselt das Material im Takt von Station zu Station, und der Standardumlaufbestand bleibt konstant. Diese Flexibilität ermöglicht die Anpassung an verschiedene Produktionsmengen ohne Überproduktion.
4. Flexibler Mitarbeitereinsatz: Um die Flexibilität der Montage zu gewährleisten, müssen die Mitarbeiter in verschiedenen Zellen arbeiten. Dies setzt eine umfangreiche Qualifizierung voraus, damit die Mitarbeiter den gesamten Prozess an unterschiedlichen Stationen beherrschen. Bei niedriger Auslastung muss ein Mitarbeiter in der Lage sein, alle Schritte der Produktion zu übernehmen, während bei voller Auslastung mehrere Mitarbeiter arbeitsteilig tätig sind. Dies minimiert Laufwege und erhöht die Effizienz.
Welche Varianten von Lean Management gibt es?
Lean Management ist in vielen Bereichen adaptierbar und daher vielfältig anwendbar. Die klassischen Ansätze umfassen die Anwendung in der Produktion (Lean Production), aber auch in der Verwaltung, Entwicklung, und Dienstleistung. Neuere Varianten haben sich in Bereichen wie Softwareentwicklung (Lean Development), Bauwesen und Rechtswesen etabliert. Je nach Kontext wird Lean angepasst, indem der Fokus auf Stabilisierung, Fluss, Takt und Pull gelegt wird.
Lean Management und Six Sigma
Lean Management und Six Sigma werden oft kombiniert, um sowohl Effizienz als auch Qualität zu steigern. Während Lean auf die Eliminierung von Verschwendung fokussiert, zielt Six Sigma auf die Reduzierung von Prozessvariabilitäten durch statistische Methoden ab. Diese Kombination, bekannt als Lean Six Sigma, nutzt die Stärken beider Ansätze: die Geschwindigkeit und Flexibilität von Lean und die datenbasierte Präzision von Six Sigma, um Verbesserungen zu erzielen.
Lean Management und agiles Management
Agiles Management, das vor allem in der Softwareentwicklung verbreitet ist, basiert auf den Prinzipien des Lean Management. Methoden wie Scrum sind im Grunde Lean-Ansätze, die auf die Softwareentwicklung angepasst wurden. Beide Systeme legen Wert auf kontinuierliche Verbesserung, Flexibilität und Kundenorientierung. Während Lean das Ziel der Perfektionierung von Produktionsprozessen verfolgt, stehen beim agilen Management die schnelle Anpassungsfähigkeit und iterative Entwicklung im Vordergrund.
Lean Project Management
Lean Project Management adaptiert die Lean-Prinzipien auf das Projektmanagement. Es fokussiert auf eine klare Zielsetzung, Reduktion von Verschwendung in allen Projektphasen und eine enge Abstimmung der Projektressourcen mit den Anforderungen des Kunden. Projekte werden in kleinere, überschaubare Arbeitspakete zerlegt, um schnell und flexibel auf Änderungen reagieren zu können. Visualisierungstools wie Kanban oder Obeya helfen, den Fortschritt und die Herausforderungen transparent darzustellen.